Über die Entwicklung an den Kredit- und Zinsmärkten hatte ich Sie in den letzten Wochen auf dem Laufenden gehalten. Neue Daten zeigen, wie massiv der Kapitalabfluss aus den Bond- und Anleihemärkten im Verlauf des vergangenen Monats ausgefallen ist.

Eine wachsende Anzahl von Analysten warnt davor, dass der seit nunmehr dreißig Jahren anhaltende Bullenmarkt an den Bondmärkten mit einem lauten Knall geplatzt sein könnte. Bloomberg berichtet, dass der Barclays Global Aggregate Total Return Index im November 4% an Wert eingebüßt hat.

Daraus resultiert der stärkste monatliche Rückgang seit der Indexeinführung im Jahr 1990. Insbesondere amerikanische Staatsanleihen setzten ihre Talfahrt fort, was sich in den teils deutlich gestiegenen Renditen an den Märkten für Treasury Bonds ablesen lässt.

Europa voll im Fahrwasser einer weltweiten Entwicklung

Doch auch Europa hat sich von dieser Entwicklung keineswegs abkoppeln können. Der ehemalige Bundesbank-Chef Axel Weber warnt davor, dass Bondanleger rund um den Globus überhaupt nicht vorbereitet seien auf weiter steigende Zinsen, wie die FT berichtet.

Zudem werden Bondanleger am Donnerstag all ihre Aufmerksamkeit den im Anschluss an die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank folgenden Aussagen Mario Draghis schenken. Denn immer stärker schießen Spekulationen ins Kraut, laut denen das QE-Programm der EZB in absehbarer Zeit auslaufen könnte.

Seit der Ankündigung des designierten US-Präsidenten Donald Trump, ein insgesamt $1 Billion schweres Fiskalprogramm zur Ankurbelung der amerikanischen Wirtschaft nach dessen Amtseinführung auflegen zu wollen, kennen die Zinsen nur noch den Weg nach oben.

Repatriierung von Unternehmenscash und mögliche Zinsanhebungen: Was sind die Folgen?

Ich möchte den Lesern an dieser Stelle einmal einen kleinen Denkanstoß geben. Haben Sie einmal darüber nachgedacht, zu welchen Entwicklungen es an den Eurobondmärkten kommen könnte, wenn Trump es tatsächlich schaffen sollte, Amerikas Großkonzerne wie Apple & Co. davon zu überzeugen, einen Großteil von deren im Ausland lagernden Gewinnen in die USA zu repatriieren?

Es geht um insgesamt rund $2,5 Billionen. Bislang hat Trump den Konzernen im Hinblick auf eine Rückführung dieser astronomischen Summe einen temporären Steuersatz von 10% in Aussicht gestellt. Der US-Dollar dürfte in diesem Fall geradezu durch die Decke gehen.

Ein Ausrufen des Endes des nunmehr seit 30 Jahren anhaltenden Bondbullenmarktes erweist sich unter vielen Analysten und Beobachtern nicht mehr als Hirngespinst. Darauf weist auch die an den Futures-Märkten gemessene Wahrscheinlichkeit auf eine weitere Zinsanhebung durch die Federal Reserve im Dezember hin.

Umstritten ist derzeit nur noch, wie hoch dieser Zinsschritt ausfallen wird. Manche Akteure rechnen gar mit einem Zinschritt von 50 Basispunkten. Im Jahr 2017 soll sich der Zyklus dann fortsetzen, da mit der Auflage des potenziellen Fiskalprogramms von Trump auch die Inflationserwartungen an den Kredit- und Zinsmärkten deutlich nach oben schießen.

US-Anleihefonds: Kapitalabzug von elf Milliarden Dollar - in nur zwei Wochen

Neue Daten zeigen, dass Bondinvestoren allein in den zwei Wochen nach Donald Trumps Präsidentschaftswahlsieg einen Betrag von knapp $11 Milliarden aus amerikanischen Anleihefonds abgezogen haben.

Analysten geben sich besorgt ob der Tatsache, in welcher Geschwindigkeit sich diese Entwicklung vollzogen hat. Bislang gehörten Aktieninvestitionen noch zu den großen Gewinnern dieser Trendwende, was sich – falls sich die Turbulenzen an den Bondmärkten fortsetzen und verschärfen sollten – jedoch auch ganz schnell ändern könnte.

Der Barclays Global Aggregate Total Return Index blickt im Monat November auf einen Rückgang von 4%, der sich in einen Kapitalabzug von rekordhohen $1,7 Billionen übersetzt. Im gleichen Zeitraum ist die Bewertung der Weltaktienmärkte um $635 Milliarden geklettert.

Viele Leute scheinen momentan zu glauben, dass der Bondbulle erlegt worden ist. Der teils massive Anstieg der Bondrenditen zeige, dass den QE-Programmen der großen Notenbanken Grenzen gesetzt seien. Meine Meinung dazu: Wait and see.

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